Posts Tagged 'Aktionismus'

Hedonistisches Bekennerschreiben: Danke Team Grün!

Ziel der „Schnitzeljagd“ war gegen 18 Uhr 25 die Oberbaumbrücke. Dort wurde Alkohol getrunken und Musik über mitgebrachte Anlagen gespielt. Ein 21-jähriger Teilnehmer meldet einen Spontanaufzug an, der untersagt wurde, da kein Zusammenhang erkennbar war. (…) Gegen beide ermittelt die Polizei wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz.

Party im Ziel auf der Oberbaumbrücke: Die Rennleitung sagte aus, dass Team Blau gewann.
Zielparty Oberbaumbrücke: Laut Rennleitung gewinnt Team Blau die Tofuschnitzeljagd.

War ne geile Party. (Das Foto ist von monsieurbei auf flickr)

Die Polizeimeldung liest sich eher wie ein Sportbericht über eine Schnitzeljagd für ausgewachselne Kinder, welche keinen Geburtstag, sondern ne Elektroparty mit latent-politischem Anspruch feiern.

Auf das Motto der Spontandemo „Für mehr Kultur im Öffentlichen Raum“ hin sagte mir der Beamte:

Ihr Motto ist kein Anlass.

Die oftmals sehr netten Damen und Herren Kollegen konnten wegen des Sinns des Spiels auch nur mehr rat- als planlos mit uns durch die Gegend irren – kamen aber auch auf ihre Kosten! „Die nackten Ärsche will ick noch sehn!“ entgegnete eine Beamtin auf die Schilderung der nächsten Aufgabe. Viele der Siegerurkunden wurden von Mitgliedern des rechtstaatlichen Team Grün mit „Ihren Namen“ unterschrieben. Mein Gegenspieler hat mich ebenfalls gesigned.

Auch wenn das nächste Mal in einer solchen Situation keiner ne Tageszeitung in der Hand hat, lautet das Motto dann ganz einfach: „Danke Team Grün!

Hier gibts im übrigen das Blog zur Tofu-Schniteljagd. Da gab es tolle Aufgaben, wie:

Polizeistaat wegkuscheln
Jeder geküsste oder geschmuste Polizist zählt 5 Punkte. Jeder Passant einen.
 Buchstabe gegen 10 Punkte

Fuck you durchnormierte Welt
Kommerzialisierte Pauschaltouren fördern ein kommerzialisiertes Pauschalberlin. Deshalb (und nicht nur wegen der Kanalbäume): Touris die besonderen Seiten Berlins zeigen.
 Buchstabe gibt’s gegen drei nackte Ärsche Richtung Touriboot oder Bus.

Am Ende gabs dann einen Buchstabensalat, welche auf ein Blog linkte, welches uns zurück auf den Weg zur Oberbaumbrücke brachte. Toll Nummer – gerne wieder!

Disclaimer an alle KollegInnen:
Ich hätt dann nach der Nachberichterstattung gerne die Kopie meiner Ermittlungsakte. Dann gewinnt nächstes Mal vielleicht auch unser Team Grün, auf das eine Einheit von Ihnen fünfzig Euro verwettet hat :)
Ich habe nichts mit der Vorbereitung und Nichtanmeldung dieser lebensfreudigen Demonstrationsveranstaltung zu tun gehabt und auch erst gestern am Morgen in der Frühe davon erfahren und kam auch viel zu spät …

Popkomm: Kopierschutz entmündigt!

Nachdem heute Sony/BMG zusammen mit Musicload (T-Online) bekannt gab, ihre Musikshops im Netz fusionieren zu lassen, veranstalteten wir diese Aktion am Stand von Sony/BMG, mit der wir schon auf der IFA im vergangenen Jahr die KundInnen der Musikindustrie warnten.

Popkomm Aktion 2007 - Kopierschutz entmündigt!

Weitere Fotos gibt es – honorarfrei bei Quellangabe „CCC“ abdruckbar – im Beitrag hierzu auf netzpolitik.org.

IFA: Big Schäuble is watching you!

Wie letztes Jahr kam die Idee auch dieses Mal erst zu Beginn der Funkausstellung wieder auf, ohne das wir uns vorher weiter gekümmert hätten: Es ist IFA und keine Aktion is vorbereitet. Das war letzten Freitag. Nach einer Nacht Banner-Malen war es dann heute auch nach vielem Hin und Her mit einer deutlichen Verzögerung so weiter: Das Banner wurde gehisst. Dann doch am Stand der Deutschen Telekom.

Das Banner als PDF zum Ausdrucken, Rumdrucken usw. Ich nehme an der Schöpfung keinerlei Rechte wahr, freue mich aber immer über Ruhm und Ehre. widme das Banner dem CCC, dem AK Vorratsdatenspeicherung und allen seinen Sympathisanten.

Banner auf dem T-Com Stand (IFA 2007, Berlin): Big Schäuble is watching you

Auf der Seite zur Aktion Wiki des AK Vorratsdatenspeicherung finden sich weitere Fotos. Obiges und die dort eingestellten dürfen unter Quellangabe „CCC“ oder „AK VDS“ lizenzfrei auch für kommerzielle Nutzung verwendet werden.

Eigentlich wollten wir an einen Stand, auf dem man gleich die staatliche Seite adressiert. Allerdings war außer Bundeswehr und Arbeitsagentur niemand da. Wenigstens ein Portal wie deutschland.de wäre nicht zu viel verlangt gewesen. Da der Funkturm als eher riskant hinsichtlich von Gesundheit und Erfolgschancen einzuschätzen ist, entschlossen sich die Aktivisten dann doch die Telekom zu nehmen.

Nach einem kleinem klärenden Gespräch kurz vor der Aktion, um die Sicherheit aller (Un-)Beteiligten sicherzustellen fand die Aktion letztlich nach einem kleinen gescheiterten Plan Klein-a mit dem viel Besseren Plan B statt. Die Ansage von drei – vier Minuten brachte die Leute zum Stehen bleiben. Als uns die leicht desorientiert Security teils leicht rabiat pakte gab es vereinzelten Applaus. Natürlich wiesen wir als aller erstes darauf hin, dass wir die Telekom als politisch ähnlich Betroffene betrachten, wie den gemeinen Mitmenschen. Sie muss das ja schließlich alles bezahlen und eine große Verantwortung über die Datensicherheit übernehmen.

Die Gespräche mit dem Pressesprecher der Telekom sowie den Securities der IFA respektive des outgesourcten Sicherheitsdienstes direkt im Anschluss verliefen weitgehend entspannt. Natürlich hatte einer der drei schon ein Stasi 2.0 T-Shirt zuhause.

Hier ein erster Bericht von einem der Aktivisten:

Während der Internationalen Funkausstellung Berlin wurde am 4. September 2007 gegen 15:30 Uhr von Aktivisten des Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung und dem Chaos Computer Club ein spontanes Go-in über dem Stand der Telekom durchgeführt. Die Aktion erregte bereits im Vorfeld unbeabsichtigterweise Aufmerksamkeit, wurde jedoch nach einem Dialog zunächst vom Standbetreiber geduldet. Da der Versuch ein Transparent mit dem Slogan “Nie wieder Überwachungsstaat” in mitten der Veranstaltungshalle aufzuhängen, zeitgleich mit einer Bühnenshow erfolgte, wurde es jedoch bevor es vollständig gehisst werden konnte von einem Telekom-Mitarbeiter entwendet. Weitere Aktivisten fanden Zugang zur Empore und konnten ein Transparent mit der Aufschrift “Big Schäuble is watching You” und dem Konterfei von Wolfgang Schäuble, sowie einen Aufruf zur Demonstration gegen die zunehmende Überwachung durch Staat und Wirtschaft am 22. September in Berlin entrollen und mittels Megaphon einen kurzen Redebeitrag halten, bis sie nach etwa 5 Minuten von dem Sicherheitspersonal des Platzes verwiesen wurden.

Wenn jemand eine gute Idee hat, wo man das Banner inklusive Demo-Aufruf innerhalb Berlins in nächster Zeit hinhängen kann (soll ne kleiner Wanderausstellung werden), so melde er oder sie doch bitte bei mir (wetterfrosch ätt gruene-jugend.de). Der Fokus liegt auf legalen Häuserwänden in den Kiezen und Mitte.

Microsoft im Parlament: Pinguine mit dabei

Als dann auch die dritte Person feststellte, dass alle unabhänging voneinander auf dieselbe Idee gekommen sind, war der Plan klar: Die Stadt Berlin möchte eigentliche auf politisch vertretbarere, günstigere und sicherere Software umsteigen. Die Firma Microsoft kündigte einen seltenen Stunt an und mietete für knappe 10 000 Euro den repräsentativesten Raum des Berliner Abgeordnetenhauses und lud die ParlamentariererInnen nach dem Plenum zu Schnittchen und Powerpoint. Wir luden uns selbst dazu mit ein.

pinguinevormabgeordnetenhausdruck_klein1.jpg

Wir hatten da noch einige frisch gebastelte Pinguin-Kostüme im Keller der Grünen Jugend für den bevorstehenden Wahlkampf. Drei davon und ein nettes Banner sorgten schon am Nachmittag für ein nettes Foto. Es dauerte keine 30 Sekunden und der Funkgerät bedienende, freundliche Berliner Polizeibeamte wusste seinen Funkspruch über die Kunstaktion noch garnicht zuende zu sprechen, ehe wir uns verabschiedeten.

Danach veröffentlichte die Grüne Jugend gleich noch die passende Pressemitteilung, auf netzpolitik.org wiedergeben. Und am Abend gings dann lustig weiter mit Pinguinen zwischen schlipsigen Pinguinen, einem Alt+F4 Banner sowie Monokultur-Fähnchen im Microsoft-Look für das Dessert:


Die Fotos gibts auch als JPEG inklusive der Slides von Microsoft. Stefan Krempl hat in seinem Fotoblog „Am Ende des Tages auch Fotos von der Aktion“ weitere Bilder eingestellt.

Sehr schön war auch der Kommentar dazu von Matthias Lohre in der taz, hier ein Auszug:

„Die Grünen tun ja fast so, als seien die Abgeordneten kleine unmündige Kinder“, blaffte Momper. Die Oppositionspartei hatte kritisiert, aus der Volksvertretung könne ein „Lobbyistentreff mit angeschlossenem Parlamentsbetrieb“ werden. Und dass die Senatsinnenverwaltung gleichzeitig prüft, ob sich ein Umstieg von Microsoft-Software auf lizenzfreie Produkte lohnt? Microsoft-Manager Wolfgang Branoner breitete die Arme aus: „Ich habe nicht gesagt: Koofen Sie uns“, rief er in den Saal. „Sie werden die Leistung vergleichen. Und hey! – das ist doch vollkommen legitim.“ Branoner war mal CDU-Wirtschaftssenator. Alles ganz normal.

Weitere Primärquellen:

  • netzpolitik.org: Microsoft im Parlament – Aktionsbericht, erste Pressemeldungen.
  • netzpolitik.org: Microsoft in parliament – Action report, first press-review (english)
  • netzpolitik.org: Medienberichterstattung zur “Fenster zu, es zieht”-Aktion

  • Guten Tag!

    Hier ist das Blog vom Wetterfrosch am Entstehen. Gerade fängt er an in Hamburg Flosse zu fassen und rekunstruiert hier seine jüngste Vergangenheit. Viel Spaß!
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